Journalisten-Diskonter

Heute hatte ich zwei grenzwertige Erlebnisse in Sachen schlechter Journalismus:
1. In der U6-Station Westbahnhof wartend starre ich gezwungenermaßen auf den nervigen Infoscreen und lese da, dass "die Welthandelsorganisation WHO" im Gentech-Streit gegen die EU entschieden habe. Ich denke: ein Tippfehler? Aber nein! Eine halbe Sekunde später steht da noch einmal WHO!

Ich kann mir schon vorstellen, welche Leute die Nachrichten bei Infoscreen schreiben. Wahrscheinlich zu einem Hungerlohn beschäftigte, journalistisch völlig unausgebildete Studenten oder Maturanten, die es nicht einmal schaffen, eine APA-Meldung korrekt abzuschreiben, geschweige denn einen Funken von Allgemeinbildung haben.

2. Ich schaue mir den Anfang der ZIB3 an, bei der Karl Öllinger von den Grünen und Uwe Scheuch vom BZÖ aufeinander losgelassen werden sollen, weil Kärntens Landeshauptmann Jörg Haider heute vor laufenden Kameras Ortstafeln versetzen lies, um das Erkenntnis des Verfassungsgerichtshofs bezüglich zweisprachiger Ortstafeln zu umgehen. Scheuch redet wie ein Sturzbach ununterbrochen das Selbe und wird von der Moderatorin Marie-Claire Zimmermann nicht daran gehindert. Öhlinger fragt Scheuch dann, was das BZÖ gegen zweisprachige Ortstafeln habe, denn für die Bevölkerung sei das kein Problem. Zimmermann grinst kurz und sagt: "Na scheinbar schon". HÄH???!!! Dabei hatte sie eben noch gesagt, dass die Slowenenvertreter und sogar der Kärnter Heimatdienst gegen die Aktion seien. Und ich nehme ebenfalls an, dass den meisten Kärntner das Ganze nur mehr peinlich ist.

Ich meine, es war vermutlich kein Ich-steh-auf-der-Seite-vom-BZÖ-Grinser. Es war mehr ein Ich-weiß-überhaupt-nicht-was-ich-hier-soll-und-drum-grinse-ich-halt-Grinser.

Ich fasse es nicht mehr! Ist heutzutage nicht einmal mehr ein Minimum an Qualifikation notwendig, um in breitenwirksamen Medien auftreten zu dürfen? Gibt es "Journalisten" jetzt auch schon im Diskonter?

Neuen Kommentar schreiben