Privat-Pleite?

"Zahl der Privatpleiten steigt weiter" steht heute auf Seite 1 des Der Standard als Titel für einen kleinen Artikel. Abgesehen davon, dass das wieder ein typisches Beispiel für die Verlaxung der medialen Sprache ist. Man hätte ja auch schreiben können: "Private Konkurse steigen" - das wäre sich auch ausgegangen. Aber gut, ich will mich hier und jetzt eigentlich nicht schon wieder über die Pleite des Journalismus in Österreich auslassen. Denn daneben steht als Schlagzeile: "Realeinkommen niedriger als vor acht Jahren". Vorgerechnet hat das der Rechnungshof. Die Details: Arbeiter, Teilzeitbeschäftigte und Frauen mussten die höchsten Einbussen beim Einkommen hinnehmen. Das Jahreseinkommen des "untersten Zehntels" beträgt weniger als 2.373 Euro brutto, steht da. Im Schnitt beträgt das Brutto-Jahreseinkommen zwischen 20.671 (in Tirol) und 23.776 Euro (in Niederösterreich). Real sind die Einkommen von 1998 bis 2005 um 9 bis 16 Prozent gesunken, wobei die höchsten Einbussen wie gesagt jene haben, die ohnehin schon sehr wenig verdienen. (Bescheidene) Zuwächse gab es nur bei den zehn Prozent der Höchstverdienenden.

Österreich steht laut einer Studie der Weltbank mit einem errechneten Pro-Kopf-Reichtum von 400.455 Euro unter den reichsten Ländern der Welt an siebenter Stelle. Trotzdem gelten eine Million Menschen in Österreich als arm oder armutsgefährdet - und die Zahl steigt kontinuierlich. Ich frage mich, wessen Pleite das ist. Die der Privatpersonen? Oder eher jene der Politik?

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