Hilfe! Presse-Überfall!

In einer Bank auf der Wiener Mariahilferstraße hat heute ein Mann mehrere Menschen als Geiseln genommen und mit einer Pistole bedroht, die sich später als Plastikpistole herausgestellt hat. Während die Polizei noch mit dem Geiselnehmer verhandelte, hat ein Mitarbeiter der Zeitung "Österreich" ("Journalist" wage ich gar nicht zu schreiben, das würde alle anderen Journalisten beleidigen) in der Bank angerufen und zuerst mit einem Mitarbeiter der Bank, später mit dem Geiselnehmer telefoniert. Zu fragen hatte er eigentlich nichts Sinnvolles, wie man auf dem Audiomitschnitt hören kann, der auf der Website der Zeitung auch noch veröffentlicht wurde [hier befindet sich absichtlich kein Link!].

Abgesehen davon, dass das super-peinlich ist, wenn ein Journalist in einem "Interview" so einen Schwachsinn daherfaselt, erscheint mir das als Behinderung der Polizeiarbeit und Gefährdung der Geiseln. Was, wenn der Geiselnehmer daraufhin völlig rasend oder nervös geworden wäre und eine echte Waffe gehabt hätte?

Ich hätte hier schon ein paar Fragen:

Wie krank muss "Journalismus" noch werden?

Dass diese Zeitung unnötig ist, war mir von Anfang an klar. Aber so unnötig?

Wo ist eigentlich der Presserat hingekommen? Hat er sich aufgelöst, weil er meinte, nichts zu tun zu haben? Oder weil eh jedes Einschreiten zwecklos (geworden) ist? Ich glaube, es müsste dringend ein neuer Presserat gegründet werden - einer, in dem auch Bürger sitzen.
Und im übrigen dürfte es nicht erlaubt sein, dass eine Zeitung "Österreich" heißt, noch dazu eine, die dieses Land so widerlich "repräsentiert".

Kommentare

Zum Glück wurde im Zuge der Geiselnahme niemand körperlich verletzt. Den bedrohten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Bank gebührt mein Respekt für ihre mentale Stärke in dieser schwer belastenden Situation.
Ich teile Ihre im Kommentar „Hilfe! Presse-Überfall“ verdeutlichte Meinung, dass der Anruf des ÖSTERREICH-Journalisten in der Filiale völlig überflüssig war, ebenso wie ihre Kritik an den Fellner’schen Arbeitsmethoden. Trotzdem bezeichne ich den Anrufer guten Gewissens als Journalisten. Er hat, was man sich von anderen VertreterInnen des öffentlichen Interesses häufig vergeblich wünscht, unverzüglich Stellung genommen und sein Bedauern über sein unüberlegtes Handeln ausgedrückt. Er hat also einen Fehler gemacht, für den ihn nun die - über alle Unzulänglichkeiten erhabenen - KollegInnen aus anspruchsvolleren Medien Nase rümpfend zerreißen, um nicht zu sagen anstelle des Geiselnehmers kriminalisieren, und sich dabei selbst einer boulevardesken Lust an „Presse-Überfällen“ outen. Endlich ein Grund, auf Fellners buntes Textsuchspiel ordentlich scharf zu schießen! Ob dieses Blatt unnötig ist oder nicht, werden langfristig die zahlenden KäuferInnen entscheiden. Doch eine Medienvielfalt (also nicht eine Medienqualität), die Boulevard und Niveau inkludiert, wird es wohl immer geben müssen. Wahrscheinlich haben Sie und Ihr engstes (Arbeits-)umfeld nur wenige Berührungspunkte mit jener auf Informations-Fastfood konditionierten „CSI-Mariahilf-Generation“, die von den Medien (auch dem ORF) gefüttert wird. Sie lässt sich nur schwer mit „Standard-SPIEGEL-Eiern“ verköstigen. Schätzen Sie sich also glücklich, in einer geschützteren Werkstätte arbeiten zu können.
Als echte Leserin und Hörerin würde ich es jedoch mehr begrüßen, wenn es auch JournalistInnen wie Ihnen gelänge, über den Tellerrand einer Ö1-Wissenschaftsredaktion hinauszuschauen und die andere Seite durchaus kritisch, aber fair, zu beurteilen.

ich hab das auch gelesen und gehört und musste fast kotzen. hat dieser östereich-typ schon mal was von gladbeck gehört? (http://de.wikipedia.org/wiki/Gladbecker_Geiseldrama) ich hoffe, dass wenigstens einer der geiseln ihn in grund und boden klagt, wenn das nicht von amts wegen passiert!

Ich war der Meinung seit Gladbeck ist es common sense dass man sowas in der Art nicht mehr macht!
Aber Österreich (das Land wie auch die Zeitung) war schon immer etwas hinten.

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