Syrien: Wie ein Graffiti zum Krieg führte

Von jan Sefti - Flickr: The Syrian Events 2011 أحداث سورية, CC BY-SA 2.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=15014339

Die Situation in Syrien ist im fünften Jahr des Krieges extrem komplex und niemand weiß, wie dort Frieden geschaffen werden soll. Der Grund dafür ist, dass ein vorerst friedlicher Protest gegen die Regierung Anfang des Jahres 2011 zu einem bewaffneten Konflikt wurde, in den sich immer mehr Gruppen aus Syrien und aus anderen Ländern einmischten, um ihre Interessen zu verfolgen. Ein Interview mit Clemens Ronnefeldt vom Internationalen Versöhnungsbund über die Hintergründe des Syrienkrieges. Geführt am 1. Oktober 2016 in Wien.

Der Internationale Versöhnungsbund ist eine Friedensorganisation, die 1914 zu Beginn des Ersten Weltkrieges von Christen gegründet wurde und heute Angehörige unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse und Weltanschauungen umfasst. Clemens Ronnefeldt kennt den Nahen Osten seit 25 Jahren und hat sich sehr detailliert mit den historischen und gegenwärtigen Ursachen der dortigen Konflikte beschäftigt.

O-Ton Clemens Ronnefeldt über den Auslöser des Syrienkrieges.

Die Ursachen für die zahlreichen Konflikte und Spannungen im gesamten Nahen und Mittleren Osten reichen mindestens 100 Jahre zurück – auf das Handeln der ehemaligen Kolonialmächte Großbritannien und Frankreich und das im Mai 1916 heimlich geschlossene Sykes-Picot-Abkommen. Darin wurde von dem französischen Diplomaten François Georges-Picot und dem Engländer Mark Sykes nach der Zerschlagung des Osmanischen Reiches im Ersten Weltkrieg festgelegt, welches Gebiet im Nahen Osten unter welche Kolonialherrschaft kommt. Dabei wurde keine Rücksicht auf ethnische und kulturelle Strukturen genommen. Den arabischen Stämmen wurde Unabhängigkeit versprochen, doch sie wurden getäuscht. (siehe auch die Geschichte von Lawrence von Arabien)

O-Ton Clemens Ronnefeldt zu den Ursachen der Krisen im Nahen und Mittleren Osten vor 100 Jahren.

1991 bis 2011: Das Verhältnis Syriens zu den USA, Al-Khaida und die Unzufriedenheit der Bevölkerung mit Baschar al-Assad.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zum Verhältnis Syriens zu den USA vor dem Krieg.

Der Syrienkrieg hat vier Hauptgründe, sagt Clemens Ronnefeldt: Erstens die Demographie, zweitens die Instrumentalisierung der schiitisch-sunnitischen Frage.

O-Ton Clemens Ronnefeldtzu den Hauptgründen des Syrienkrieges. 1. Demographie, 2. Religion.

Drittens die ethnische Frage, also zum Beispiel die neu entbrannte Frage nach der Autonomie der Kurden, die geklärt werden muss, um Frieden erreichen zu können.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zum 3. Hauptgrund des Syrienkrieges: Die ethnische Frage.

Und schließlich das Erdgas und der Machtkampf darüber, wer von welcher Variante einer geplanten mächtigen Pipeline profitieren kann.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zur Rolle einer geplanten Gaspipeline am Syrienkrieg.

Die Rolle der USA im Syrienkrieg und die Verflechtungen mit Russland und der Türkei.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zur Rolle der USA, Russlands und der Türkei.

Die Rolle Deutschlands in den Beziehungen mit und im Krieg in Syrien.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zur Rolle Deutschlands.

Die schwierigen internationalen Friedensbemühungen und unklare Angriffe auf die UNO.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zu den Bemühungen um ein Friedensabkommen.

Die Ursprünge terroristischer Gruppen in der Region und die Rolle der USA dabei.

O-Ton Clemens Ronnefeldt über die Ursprünge terroristischer Gruppen in der Region und die Rolle der USA dabei.

Wie erreicht man angesichts einer derart komplexen Situation Frieden in Syrien? Am Anfang müsste ein Waffenstillstand stehen, der auch hält, damit Hilfsgüter an die Bevölkerung gefliefert und die Verletzten und Kranken medizinisch versorgt werden können. An den internationalen Friedensverhandlungen, die wieder gestartet werden müssen, müssten auch Vertreter der Kurden, der Zivilgesellschaft und jener Gruppen beteiligt werden, die den Staat nach einem Friedensprozess wieder aufbauen können, sagt Clemens Ronnefeldt. Wichtig für Frieden in der gesamten Region ist auch, dass die internationale Staatengemeinschaft ihren Verpflichtungen zur Unterstützung von Geflüchteten und ihren Gastländern in der Region dringend nachzukommen. Und nicht zuletzt dass keine Waffen mehr nach Syrien geliefert und keine Terroristen unterstützt werden.

O-Ton Clemens Ronnefeldt zur Frage, wie Syrien zu Frieden finden und wieder aufgebaut werden kann.

Nicht zuletzt wäre es wichtig, jene Menschen und Organisationen in der Region zu stärken, die sich für Frieden, Entwicklung und ein friedliches Zusammenleben einsetzen und dafür bereits Ideen und Projekte entwickelt haben.

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